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Richtig bewerben: Wie reagiere ich am besten, wenn der Interviewpartner nur von sich redet?

In meiner Blog-Rubrik „Richtig bewerben“ erhalten Sie verschiedenste Tipps zur Jobsuche, angefangen von der Erstellung überzeugender Bewerbungsunterlagen bis hin zum Verhalten im Vorstellungsgespräch oder im Assessment Center

Heute geht es darum, wie Sie am besten regieren können, wenn der Interviewpartner nur von sich redet.

Eine solche Situation habe ich als Bewerberin erlebt, ein wirklich sympathischer, redegewandter Bereichsleiter hatte „die Bühne inne“, d. h. er hat ausführlich von seinem Werdegang, aktuellen Projekten und der Unternehmenskultur berichtet und betonte oft, wie sehr er sich freue, mal wieder in einem Auswahlverfahren dabei zu sein. Der beisitzenden Personalerin war diese massive Präsenz sehr unangenehm, sie versuchte immer wieder zu steuern durch Sätze wie „Herr xy, lassen Sie uns doch noch einmal zum Lebenslauf von Frau Südmeyer zurückkommen …“ oder „Herr xy, welche konkreten Fragen haben Sie denn an Frau Südmeyer?“ usw. usf. 🙂 Bis auf meine Selbstpräsentation zum Einstieg in das Interview habe ich wirklich nur noch zwei kleine Fragen beantwortet. Die Personalerin kam gegen den Bereichsleiter nicht an, der sich zum Schluss des Gesprächs witzigerweise von mir verabschiedete mit den Worten „Frau Südmeyer, ich danke Ihnen für das interessante Gespräch. Also ich habe ja soviel von Ihnen kennenlernen dürfen, es war mir eine große Freude.“

Das wiederum freute mich natürlich, andererseits stellte ich mir süffisant die Frage „Ja was denn eigentlich?“. Durch seine wirklich sympathische Art konnte ich ihm auch nicht böse sein, aber ich war gespannt, wie es weitergehen sollte. Die Personalerin begleitete mich zurück zum Empfang und avisierte, sich bis Ende der Woche zu melden. Das geschah dann auch, ich wurde zu einem Zweitgespräch eingeladen mit der potenziellen direkten Führungskraft und der Personalerin – und da habe ich dann ein „klassisches“ Vorstellungsgespräch erlebt.

Kennen Sie eine solche Situation? Falls ja, haben Sie sich sicher, genau wie ich seinerzeit, gefragt, wie man am besten reagieren soll. Damals entschied ich mich für die Variante nicht zu intervenieren – und genau das ist auch immer noch meine Empfehlung. Denn das Vorstellungsgespräch moderiert das Unternehmen, nicht der Bewerber. Und Sie machen ja auch ein Auswahlverfahren mit dem Unternehmen – wenn es sich also so verhält wie oben beschrieben, sagt das ja auch etwas aus. Hätte es damals kein Zweitgespräch gegeben, in dem viel mehr Fragen an mich gerichtet wurden und auch ich meine Fragen loswerden durfte, hätte ich als Bewerberin nicht fundiert entscheiden können, ob das Unternehmen und die ausgeschriebene Position zu mir passen oder nicht. Im ersten Gespräch habe ich zwar unheimlich viel erfahren und das hatte auch eine Aussagekraft, aber nicht die, die ich in einem Jobinterview benötige. „Reingrätschen“ kann man als Bewerber auch nicht, schon aufgrund des „Hierarchiegefälles“ nicht. Oder wie würde es Ihnen gefallen, wenn Sie als Bereichsleiter „an die Hand genommen“ und durch das Gespräch geführt werden von Bewerberseite? Das hat auch nichts mit Unterwürfigkeit zu tun, dieses Verhalten würde ich noch nicht mal in einem jungen dynamischen Unternehmen an den Tag legen. Stil und Etikette sind jederzeit und in jeder Branche gefordert.

Sollten Sie sich also in einer wie oben beschriebenen Situation wiederfinden, können Sie sich im Nachgang folgende Fragen stellen:

  • Was habe ich über den Gesprächspartner gelernt, der so starke Präsenz hatte und im Redefluss war?
  • Wäre er die Person, die mich im Alltag führt? Was hätte das ggf. für Auswirkungen in unserer Zusammenarbeit? Könnte ich mich von ihm führen lassen?
  • Wenn ein zweiter Gesprächspartner dabei war: Was habe ich über diese Person und über den Umgang der beiden miteinander gelernt? 
  • Welchen Eindruck habe ich im Nachgang von der Unternehmenskultur?
  • Welche Informationen benötige ich noch für meinen eigenen Auswahlprozess? Kann ich diese Informationen in einem Telefonat erhalten? Oder in einem zweiten Gespräch, sollte es eines geben?

… und dann entscheiden Sie, wie Sie weiter vorgehen (z. B. abwarten und laufen lassen | ein zweites Gespräch führen, sollten Sie erneut eingeladen werden | Personalerin anrufen und um weitere Infos bitten | Bewerbung zurückziehen oder oder oder) … Denn wie gesagt, Sie machen auch ein Auswahlverfahren mit dem Unternehmen.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Bewerbungsprozess!

Noch mehr Tipps

In verschiedenen Blog-Beiträgen oder auch in meinen Bewerbungstrainings in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet erhalten Sie noch mehr Tipps für Ihre Bewerbung.

Wenn Sie Fragen haben, sprechen Sie mich gerne an! Hier finden Sie meine Kontaktdaten.

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