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Immer (mal) wieder sonntags … lesen Sie in meinem Blog die Management-Spitzen

Der heutige Beitrag ist von Julie Richter. Sie hat langjährige Berufserfahrung als Personalleiterin und lebt heute als Personalberaterin in der Nähe von Berlin.

In den Management-Spitzen Nr. 30 – Die schönste Zeit des Jahres will Franziska Ritter rechtzeitig in den Urlaub durchstarten – wäre da nicht noch die letzte Abstimmung mit ihrem Chef… Viel Vergnügen!

‚Nur noch diesen einen Tag überstehen!’ Franziska Ritter atmete tief durch. ‚Das wird ja wohl nun kein Problem sein’. Nach den zurückliegenden stressigen Wochen und Monaten hatte sie sich ihren Urlaub mehr als verdient. Und dieses Mal wirklich an alles gedacht. Ihr Mann, der einen durchaus auch anspruchsvollen Job in der IT-Branche ausübte, konnte es eher einrichten als sie und so war er heute schon mal zu Hause geblieben, kümmerte sich um das Auto und die Kinder, damit sie abends nur noch die restlichen Dinge packen und das Proviant für unterwegs bereit stellen musste. Sie wollten sehr früh los, denn es lagen gut 1000 km vor ihnen.

Ihr Chef, Karl-Friedrich Luther, war nicht einfach. Er forderte viel, man musste ständig online sein und er liebte es, freitags abends, wenn alle weg waren, die wichtigen Themen der Woche mit ihr durchzusprechen, damit er ruhig ins Wochenende gehen konnte.  Manchmal dachte  sie auch, er täte das, damit er zu Hause nicht in die Verlegenheit käme, mit anpacken zu müssen. Man kannte das ja. ‚Bring mal, hol mal, mach mal.’, Chefs waren zu Hause auch nur Menschen.

Aber dem hatte sie vorgebeugt. Um 14 Uhr war bei der Sekretärin des Chefs, ein Termin mit dem Thema „Übergabe“ blockiert und sie daher in der frohen Hoffnung, mit ihm in einer Stunde alles durchgehen zu können. Das Dumme war, dass der Chef und sie sich eine Woche in der Urlaubsabwesenheit überschnitten. Unklar, wie das passieren konnte. Da wurden wochenlang mit dem Betriebsrat Kriterien für die Urlaubsplanung behandelt und hin und her gewendet und dann das. Sie jedenfalls hatte sich nichts vorzuwerfen. Ihr Urlaub war lange geplant und eingetragen, aber der Chef hatte kurzfristig gemeint, noch eine Woche golfen zu müssen, genau in ihrem Urlaub. Dabei hatte der gar keine schulpflichtigen Kinder. Es war Franziska Ritter schleierhaft, was der sich so dachte, aber ihr konnte es egal sein, denn sie war in 3 Stunden weg. Und hatte obendrein dafür gesorgt, dass beim Chef nichts, aber auch gar nichts aufschlagen würde. Das würde sie ihm gleich verklickern.

5 Minuten vor 14 Uhr klingelte ihr Handy, Frau Schneider, die Sekretärin des Chefs zwitscherte, der Termin verschiebe sich um eine halbe Stunde, aber es bestehe kein Grund zur Sorge. Die ganze Aktion wiederholte sich noch zwei weitere Male. Jetzt wurde es Franziska Ritter langsam ungemütlich. Sie malte sich aus, was noch alles zu tun war daheim und trat, ihre Unterlagen unter dem Arm, entschlossen auf den Gang hinaus. Am Ende des Ganges stand der Chef, die Kaffeetasse in der Hand, plaudernd mit Kollegen in der Lounge Area. Das war ja die Höhe. Er wusste genau, dass sie es eilig hatte und ließ sich verleugnen! Sie beschleunigte ihre Schritte, dem würde sie was erzählen. Plötzlich vernahm sie hinter ihrem Rücken eine hohe, sehr bestimmt klingende Stimme: „Karl-Friedrich, wann genau hattest du gedacht, dass wir losfahren wollen? Ich warte bereits seit einer guten halben Stunde unten im Auto und Du machst hier Small talk…“

Management-Spitzen Nr. 30 – Die schönste Zeit des Jahres als PDF-Dokument

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