management-sonntag-lesen-suedmeyer-text

Immer (mal) wieder sonntags … lesen Sie in meinem Blog die Management-Spitzen

Der heutige Beitrag ist von Julie Richter. Sie hat langjährige Berufserfahrung als Personalleiterin und lebt heute als Personalberaterin in der Nähe von Berlin.

In den Management-Spitzen Nr. 39 – Netzwerken hilft begleiten Sie Tina Kramer bei ihrem beruflichen Neustart … Viel Vergnügen!

*******************************

Für M. R.

Was dieses Thema anging, war Tina Kramer eine absolute Niete. Weder auf XING noch auf Facebook konnte man sie finden, und auch sonst wo war sie nicht verlinkt. Sie hatte zwei kleine Kinder. Dass sie sich neuerdings bei WhatsApp angemeldet hatte, war auch nur darauf zurückzuführen, dass die Kita ihrer Kinder Nachrichten wie: „Der Benjamin hat Fieber. Bitte gleich abholen.“ neuerdings über dieses Medium verbreitete.

Sie hasste es auch, auf Konferenzen herumzustehen und zwanghaft „Socializing“ zu machen. Es war einfach nicht ihr Ding. Deshalb war es auch nicht so leicht für sie, einen neuen Job zu finden. So etwas lief nur über Beziehungen. Das wusste man ja. Und sie war ein besonders schwerer Fall, denn sie wollte einen Neustart wagen mit Ende 30. Ihre Arbeit an der Uni mochte sie sehr, aber das ewige Hangeln von einem befristeten Vertrag zum nächsten ging ihr langsam auf die Nerven. Da traf es sich ganz gut, dass ihr Schwiegervater seine Wohnung seit Kurzem an den Personalleiter eines großen deutschen Dienstleistungsunternehmens untervermietet hatte.

Der Mann suchte vorübergehend ein Heim mit einem persönlichen Touch und Flair und die Eltern ihres Mannes lebten im Sommer ohnehin im Ferienhaus. Alle redeten auf sie ein. Das wäre doch ihre Chance. Aber Tina Kramer wollte nicht. Was, wenn der Mann sie nur einstellte, um Schwiegervater einen Gefallen zu tun? Und sie würde es gar nicht schaffen, sich in das neue Aufgabenfeld einer Personalerin einzuarbeiten, fast ohne Vorkenntnisse? Das war ihr total unangenehm.

So entschloss sie sich ohne viel Hoffnung, mal einen Headhunter zu konsultieren. Eigentlich rechnete sie eher damit, schon bei der Assistentin abgeblockt zu werden, denn man wusste ja, wie das lief. Aber es geschah ein Wunder, sie durfte ihr Profil schicken. Und ein zweites Wunder bahnte sich an, als man sie kurzfristig zum Gespräch bat. Dann hörte sie lange Zeit nichts. Das hatte sie sich schon so gedacht. Doch dann war plötzlich eine Einladung im Briefkasten zum Gespräch mit eben jenem Personalleiter, den sie doch gerade auf dem persönlichen Netzwerk ängstlich umschifft hatte? Was nun?

Bestimmt hatte der Schwiegervater doch … Aber der bestritt alles und so fuhr sie mit komischem Gefühl im Bauch in die besagte Firma. Das Gespräch lief prima. Der Mann war ihr auf Anhieb sympathisch und er traute ihr den Job zu. Man wollte sogar ein spezielles Einarbeitungsprogramm entwickeln.

„Wann können Sie anfangen, Frau Kramer?“ Jetzt stotterte sie verwirrt etwas von in 3 Monaten und überlegte die ganze Zeit, ob und wie sie ihm von der besonderen Situation berichten sollte. Oder lieber nicht? Aber wenn das rauskäme, wäre es ja doch etwas peinlich. Schon im Flur drehte sie sich noch einmal um und kam ein paar Schritte zurück. „Ist noch was, Frau Kramer?“ Sie holte tief Luft und flüsterte fast: „Ich wollte Ihnen noch sagen, dass ich die Schwiegertochter von Herrn Kramer bin. Ich hoffe, dass ist nicht irgendwie kritisch.“

Der Mann stutzte und brach plötzlich in lautes Lachen aus. „Das ist ja ein Treppenwitz. Na, das hätten wir ja auch einfacher haben können und wir hätten viel Geld gespart!“

Management-Spitzen Nr. 39 – Netzwerken hilft

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert*