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Immer mal (wieder) sonntags lesen Sie in meinem Blog die Management-Spitzen. Geschichten mit Augenzwinkern rund um Mitarbeiter, Führungskräfte, Geschäftsführung und Vorstand.

Heute springt Geschäftsführer Edelmann spontan ein, damit das geplante Vorstellungsgespräch mit dem vielversprechenden Bewerber nicht abgesagt werden muss. Was sich dabei zuträgt? Lesen Sie selbst …

Viel Vergnügen mit den Management-Spitzen Nr. 26 – Ein aufschlussreiches Interview:

„Sekretariat von Klaus Edelmann, Lea Franke am Apparat. Guten Tag, Frau von Colm. Heute um 15 Uhr findet ja ein Vorstellungsgespräch statt, das Sie eigentlich zusammen mit Herrn Illig geführt hätten. Er hat sich leider krankgemeldet, allerdings Rücksprache mit Herrn Edelmann gehalten, weil es sich wohl um eine sehr gute Bewerbung handelt. Herr Edelmann nimmt den Termin wahr, damit der Rekrutierungsprozess nicht ins Stocken gerät. Er bittet Sie, ihn vorab zum Ablauf zu briefen. Könnten Sie bitte um 11 Uhr zu Herrn Edelmann ins Büro kommen?“

„Das mache ich gerne, Frau Franke“, antwortete Heike von Colm, ihres Zeichens Personalerin, „klasse, dass Herr Edelmann einspringt. Bis später.“ Na bravo, dachte sie, nachdem sie aufgelegt hatte, der Montag ging ja gut los. Bereichsleiter Illig und sie waren ein eingespieltes Team in Auswahlprozessen. Aber gut, wenn Geschäftsführer Edelmann sich Zeit für ein derart operatives Thema nahm – in der Regel kam er erst ins Spiel, wenn Vakanzen über Head Hunter besetzt wurden – dann musste der Termin mit diesem richtig guten Kandidaten nicht abgesagt werden. Im Kampf um die Talente zählte schnelles Reagieren. Und einen Geschäftsführer gleich in einem ersten Gespräch kennenzulernen, das kam sicher auch Bewerber gut an, zeugte es doch vom besonderen Interesse an seiner Person und Qualifikation.

11 Uhr, Heike von Colm betritt das Büro von Klaus Edelmann.
„Frau von Colm, ich grüße Sie! Da geht die Woche gut los, was? Herr Illig krank, der Bewerber eingeladen. Aber soll ich Ihnen was sagen? Ich freue mich richtig auf den Termin! Super Profil, danke, dass Sie mir gleich die Bewerbung gemailt haben. Frau Franke hat meinen Tag umgemodelt, sodass ich Ihnen nun erst einmal 30 Minuten zur Verfügung stehe, damit Sie mich einarbeiten können, heute Nachmittag kann ich im gesamten Gespräch dabei sein. 90 Minuten, oder? Wir müssen diese Vakanz wirklich asap besetzen. Also, wie durchleuchten wir den Kandidaten? Schlauen Sie mich auf!“

Und das tat Heike von Colm, so gut es eben ging. Denn Klaus Edelmann machte seinem Ruf wieder alle Ehre. Visionär, Querdenker, Getriebener. Und ließ es damit nicht an Assoziationen, neuen Ideen und Impulsen mangeln, was man doch im Rahmen des Rekrutierungsprozesses auch noch bedenken, auch verändern und überhaupt mal unbedingt neu machen könnte. So gestaltete sich die Einarbeitung zwar kurzweilig. Heike von Colm wurde jedoch innerlich leicht unruhig. Sie hätte mehr Wert auf operatives Ins-Boot-Holen und weniger auf visionäres Über-den-Tellerrand-Gucken gelegt. Aber äußerlich konnte man ihr das natürlich nicht anmerken, denn schließlich war sie Profi und ihr Gesprächspartner ihr oberster Chef.

15:00 Uhr bis 16:30 Uhr
Klaus Edelmann hat es sich nicht nehmen lassen, den Bewerber zusammen mit Heike von Colm am Empfang abzuholen. Zusammen gehen sie in den Besprechungsraum, wo Getränke und Gebäck gute Rahmenbedingungen für einen Austausch schaffen. Klaus Edelmann repräsentiert das Unternehmen vorbildlich. Er erläutert die Anfänge, kommt auf gute alte Zeiten zu sprechen, auch ein Blick in die Zukunft wird gewährt.
Klaus Edelmann: Visionär, Querdenker, Getriebener, 95 % Redeanteile
Der Bewerber: nickt, lächelt, zeigt sich durch häufiges „Ah!“ und „Ach wirklich?“ und „Interessant!“ präsent und den Ausführungen Klaus Edelmanns folgend, lässt sich nichts anmerken
Heike von Colm: versucht immer wieder, auf den vorbereiteten Interviewleitfaden zurückzukommen, ohne Erfolg

16:30 Uhr.
Klaus Edelmann verabschiedet sich in seinen Folgetermin, Montagsrunde mit seinen Bereichsleitern – und strahlt: „Frau von Colm, ich muss jetzt los. Sie führen hier ja noch kurz das Gespräch zu Ende und erläutern die weitere Vorgehensweise, richtig?“ Und an den Bewerber: „Es hat mich gefreut, Sie heute kennengelernt zu haben. Es war wirklich ein sehr aufschlussreiches Interview, hat mir sehr viel Spaß gemacht! Vielen Dank für Ihre Offenheit! Also ich kann es mir gut vorstellen mit Ihnen in unserem Unternehmen.“

(Personen und Handlung sind frei erfunden.)

Management-Spitzen Nr. 26 – Ein aufschlussreiches Interview als PDF-Dokument

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