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Immer (mal) wieder sonntags … lesen Sie in meinem Blog die Management-Spitzen

Der heutige Beitrag ist von Julie Richter. Sie hat langjährige Berufserfahrung als Personalleiterin und lebt heute als Personalberaterin in der Nähe von Berlin.

Herbert B., seines Zeichens Risiko-Vorstand, hat noch einiges zu tun vor Weihnachten! Welche Rolle dabei seine Frau Susanne und die Weihnachtsbeleuchtung spielen, das lesen Sie in den Management-Spitzen Nr. 23 – Oh Tannenbaum!

Das Fest nahte mit Riesenschritten. Es war nicht zu vermeiden, dass auch Herbert B., seines Zeichens Risiko-Vorstand eines DAX-Unternehmens, in die Tiefen der häuslichen Projektarbeit abtauchte. Die Arbeitsteilung stellte sich wie folgt dar: Er war für die Beschaffung des Baumes zuständig sowie das Anbringen der Beleuchtung, Susanne, seine ebenfalls voll erwerbstätige Ehefrau, für den lumpigen Rest. Aber die Dinge standen günstig in diesem Jahr. Heiligabend fiel auf einen Montag, somit dürfte sich der sonst etwa vor dem Wochenende aufbauende Stress in Grenzen halten.

Die Heranschaffung des Baumes hatte er bereits outgesourct. Ein hilfreicher Nachbar hatte das übernommen, aber 3 Wochen vor dem Fest hakte Susanne nach, ob er denn nicht einmal die Lichterketten kontrollieren wolle. Sie seien ein Jahr nicht benutzt worden und man wüsste ja nie… Mit dem Brustton der Überzeugung erklärte er, dass sie sich nicht einmischen solle, er habe alles im Griff. Als sie sich erlaubte, zwei Wochen vor dem Ende der Projektlaufzeit nochmals nachzufragen, wurde ihr schon eine deutlich patzigere Antwort zuteil und sie gab es auf.

Am Sonntag, dem 22.12. vormittags fragte Susanne, ob er denn so freundlich sein wolle, den Baum aufzustellen und die Lichter anzubringen, sie wolle ihn heute noch schmücken, habe am Montag dazu keine Zeit, weil sie ja noch den frischen Fisch besorgen müsse. Etwas maulend, aber durchaus positiv gestimmt, richtete er den Baum im neuen „Den-muss-man-haben-Baumständer“ aus und begann, die Lichterketten aufzuziehen. Die erste Schaltprobe verlief negativ. Die Fehlersuche ergab, dass es leider doch nicht alle Lämpchen taten, aber das war ja gar kein Problem, der örtliche Weihnachtsmarkt war geöffnet und so setzte sich HB höchstpersönlich ins Auto und rauschte davon. Susannes Einwand, sie glaube nicht, dass auf dem Weihnachtsmarkt Ersatzlämpchen verkauft würden, nahm er gar nicht wahr. 40 Minuten später war das klar, aber Montag hatten ja alle Geschäfte geöffnet und er würde schon am frühen Morgen… Ein gutes Pferd springe eben knapp. (Kurz hatte er darüber nachgedacht, seine Sekretärin anzurufen, aber wenn das rauskam, diese Blöße wollte er sich dann doch nicht geben.)

Am Montag war die Stimmung beim Frühstück etwas gedrückt. Susanne wartete darauf, die Kugeln anbringen zu können (sie hatte ja außer dem Fischeinkauf, der Vorbereitung des Essens, der Tischdekoration und sonstiger Kleinigkeiten nichts weiter zu tun), aber Herbert kam nicht wieder. Endlich erschien er in der Tür, etwas kleinlaut, ohne Lämpchen. Im Kaufhaus habe man ihm gesagt, (das sei ja ohnehin ein Saftladen) Ersatzbirnen wären aus und die verfügbaren Lichterketten hätten alle so helles Licht, dass er die lieber nicht gekauft habe, aber es gebe ja noch den Kramladen am Alten Markt und da würde er jetzt noch mal schnell vorbei schauen. Susannes Ton wurde schärfer. Die beiden Söhne gruben schnell ihre verschütteten Physikkenntnisse aus und versuchten auf dem Boden liegend herauszufinden, welche Lämpchen es nicht taten und die anderen in Reihe geschalteten umzustöpseln, damit es am Ende doch noch einen Baum mit Licht geben sollte.  Ein hoffnungsloses Unterfangen.

Als HB endlich gegen 13 Uhr erneut in der Tür stand drohte Susanne jede Contenance zu verlieren. Sie holte tief Luft, um ihm laut und deutlich zu sagen, was sie von seiner Projektplanung hielt, als er triumphierend zwei Tüten mit Ersatzlämpchen in die Höhe reckte. Er hatte der Verkäuferin im zweiten Anlauf im Kaufhaus so leid getan, dass sie in die hintersten Ecken gekrochen wäre und tatsächlich noch zwei Tüten gefunden habe. Man müsse nur vernünftig mit den Leuten reden, um sie zu motivieren. Und das wäre ja schließlich eine seiner Kernkompetenzen.

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Management-Spitzen Nr. 23 – Oh Tannenbaum! als PDF-Dokument

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