Immer (mal) wieder sonntags … lesen Sie in meinem Blog die Management-Spitzen.
Der heutige Beitrag ist von Julie Richter. Sie hat langjährige Berufserfahrung als Personalleiterin und lebt heute als Personalberaterin in der Nähe von Berlin.
Sparen mit dem Abstellen eines Brunnens! Ob das in einer Restrukturierung funktioniert? Vor allem im Sommer? Mehr dazu lesen Sie in den Management-Spitzen Nr. 18 – Sparbrötchen:
Zuerst wurden wieder mal die Kekse in den Meetings gestrichen. Jede Restrukturierungswelle fing so an und nur völligen Neulingen war nicht klar, was jetzt folgen musste. Allerdings hatte man diesmal nach neuen Wegen gesucht und einen Spitzenmann mit ebensolchem Gehalt eingestellt, der für nichts anderes zuständig war, als den Gesamtprozess zu steuern. Er hieß Sparfeld, Nomen est Omen, und hatte bei einschlägigen Projekten in anderen Häusern bewiesen, dass nur der Erfolg zählte. Koste es, was es wolle, das Runde musste ins Eckige.
Er selbst gönnte sich nichts, war früh der Erste und abends der Letzte. Auf seinem Tisch stapelten sich die Vorgänge, weil niemand sich traute, ohne das ok von Sparfeld etwas zu entscheiden. Und das dauerte manchmal; er konnte ja nicht überall sein.
Unterstützt wurde er von einer kleinen Truppe externer Berater, jener Sorte, die morgens gern mit nassen Haaren im Büro erscheinen, weil sie die Nacht durchgearbeitet hatten und nur zum Duschen ins Hotel gekommen waren. Sie erreichten außerordentliche Lernkurven dadurch, dass sie ihre praktischen Erfahrungen direkt aus den Firmen mitnahmen, die sie gerade berieten.
Und tatsächlich hatten sie schon weitere gute Einfälle produziert. Nach den Keksen gab es auch keine Tageszeitungen mehr, die Benzinquittungen der Dienstwagenfahrer wurden peinlichst untersucht, ob nicht jemand auch noch private Bonbons auf Firmenkosten bezogen hatte oder eine Autowäsche außer der Reihe. 2. Klasse bei Bahnfahrten verstand sich von selbst und ab sofort flog man Holzklasse. Natürlich galt das nicht für den Vorstand.
Als besonders drastisch erlebten die Mitarbeiter die Abstellung des Brunnens vor dem Haus, hatte er doch in der ihn umgebenden Betonwüste für etwas Fröhlichkeit gesorgt. Aber es half nichts, das Geld für das Wasser wurde gespart und abends ging man durch die Hallen und schaltete das Licht aus.
Plötzlich war eine Zahl im Raum, die ein konkretes Einsparvolumen auf Heller und Pfennig bezifferte. Da hatte sich der Vorstand irgendwo committed ohne mit den Beteiligten zu sprechen und jetzt hatten sie den Salat. Es war klar, dass die oben genannten Maßnahmen niemals ausreichen würden, um dieses Ziel zu stemmen. Also doch Personalabbau, nur wie und wo war völlig unklar, aber es bewährte sich wie immer die alte Formel: Einsparvolumen durch Durchschnittsgehalt der Mitarbeiter ist gleich Abbaupotenzial. Also rechnete Sparfeld, 10 Prozent gingen immer und bald hatten die einzelnen Bereiche ihre Zielvorgaben und das Problem, wie man sie wohl erreichen könnte. Der Vorstand sonnte sich derweil in der positiven Berichterstattung in der Presse, denn wen man abbaut, steigt der Börsenkurs und mehr wollen wir ja nicht.
Das einzig Blöde war nur die Sache mit dem Brunnen. Weil im Sommer nicht nur die vorbei streifenden Hunde, sondern auch undurchsichtige Typen diesen zur Verrichtung ihrer Notdurft nutzten, stank es bald so bestialisch, dass es dem Vorstand unangenehm in die Nase fuhr. Also musste der Brunnen schnellstens gereinigt werden. Es wurde etwas teurer, aber das tat nichts zur Sache. Schließlich hatte man die wesentlichen Ziele bereits fixiert.
(Personen und Handlung sind frei erfunden.)
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